Wir reagierem auf die Lieferprobleme und bauen unsere Vorräte aus!
Die aktuelle Fahrrad– und E-Bike-Saison ist für den Einzelhandel erneut eine besondere Herausforderung. Nach dem turbulenten Rekordjahr 2020, bei dem E-Bikes und Fahrräder geboomt haben wie selten zuvor, ist das aktuelle Jahr geprägt von Lieferverzögerungen und Engpässen bei einer ungebrochen hohen Nachfrage.
Komplizierte Aussichten
Wie sehr sich die Corona-Krise weiterhin auf die Fahrrad- und E-Bike-Branche auswirkt, erklärt Thomas Linn, Geschäftsführer vom Zweiradcenter Markgraf: „Im Grunde genommen spüren wir erst jetzt die Konsequenzen der Produktionsausfälle bei unseren Herstellern im letzten Jahr. Die Ware, die jetzt bei einigen Händlern knapp wird, konnte 2020 nicht produziert werden.“ „Teilweise trifft bei uns sogar noch Ware ein, die ursprünglich für den März 2020 vorgesehen war. Die gesamte Balance der globalisierten Produktion ist gehörig ins Wanken gekommen,“ ergänzt Réné Markgraf, ebenfalls Geschäftsführer im großen Familienbetrieb.
Andauernde Produktions- und Lieferstopps in Fernost sorgen dafür, dass auch der hiesige Zweiradhandel betroffen ist. Die Abhängigkeit der Fahrradbranche von asiatischen Bauteilen ist groß.
Egal, ob es sich um Fahrradrahmen, Bremsen oder Schaltungsteile etc. handelt, der Weltmarktführer Shimano ist von Corona-bedingten Schließungen wichtiger Produktionsstätten betroffen. Dadurch herrscht Mangelware bei Shimano-Teilen, wie z.B. Scheibenbremsen, Kassetten, Kurbeln etc.
Das wiederum hat direkte Auswirkungen auf die Fertigung von Fahrrädern und E-Bikes bei vielen Markenherstellern.
Wo bislang Lagerbestände und Verfügbarkeiten gut planbar waren, muss jetzt von Woche zu Woche gedacht werden. „Aus der Erfahrung dieses Jahres wissen wir, dass auch 2022 wieder kompliziert wird und das leider auch die Preise steigen werden. Schon jetzt haben einige Hersteller Lieferverzögerungen von 4 bis 5 Monaten angekündigt. Dabei wird die Preissteigerung mit gestiegenen Kosten für Rohmaterialien, Lieferengpässen bei einzelnen Bauteilen und massiv gestiegenen Transportkosten begründet, da durch die Folgen der Pandemie Container wegen Lieferstaus fehlen oder hohe Lagerkosten entstehen.
Es wird seine Zeit brauchen
Eine Normalisierung der Lage wird frühestens 2023 erwartet, abhängig vom weiteren Verlauf der Pandemie. „Für uns bedeutet das, dass wir auf alle Eventualitäten vorbereitet sein müssen. Sowohl Lieferengpässe als auch mögliche Lagerüberfüllungen sind zu erwarten, wenn jede Menge Rückstände an neuen Bikes und E-Bikes geliefert werden. Teilweise erfahren wir erst wenige Tage vorher, wann welche Ware kommt“, erläutert Réné Markgraf. Dabei zahlen sich im Betrieb jetzt die Investitionen in das große Service-Center und das angeschlossene große Lager aus. „Wenn wir nicht frühzeitig unsere Lagerkapazitäten deutlich erweitert hätten, wären wir längst leergelaufen. Jetzt sind wir in fast allen E-Bike und Fahrradkategorien noch gut bestückt! Schon im letzten Jahr haben wir die Schwierigkeiten auch für die Fahrrad- und E-Bike-Werkstätten kommen sehen, berichtet René Markgraf. Um so viele Reparaturen wie möglich durchführen zu können, haben wir schon damals unsere Vorräte nahezu verdreifacht. Denn für den Kunden ist es besonders bitter, wenn er sein Bike nicht nutzen kann, nur weil ein kleines Ersatzteil nicht lieferbar ist.“
Da seit Ausbruch der Corona-Pandemie vielmehr Fahrrad und E-Bike gefahren wird als vorher, steigt auch der Bedarf an Verschleißteilen. Kein Wunder, dass allseits von langen Wartezeiten auch bei Reparaturen berichtet wird. „Viele unserer Kunden freuen sich darüber, dass wir noch so lieferfähig sind. Aber auch wir müssen manchen Radfahrer vertrösten und um Verständnis für die weltweiten Lieferprobleme bitten. Denn weil wir so gut vorgesorgt haben, hat es sich rumgesprochen, dass bei Markgraf noch viele Reparaturen durchgeführt werden. Und das hat bei uns zu einem enormen Zuwachs der Service-Leistungen geführt. Allein deswegen sind in unserem neuen Service-Center mehr als doppelt so viele Mitarbeiter wie früher beschäftigt.“
Es ist zu hoffen, dass die Industrie im nächsten Herbst nicht von einem langen Lockdown betroffen ist und weiter produzieren kann. Im Zweirad Center Markgraf jedenfalls hat man sich schon jetzt für die nächste Saison gerüstet und rechtzeitig große Mengen vorgeordert.
Der richtige Zeitpunkt ist jetzt
„Wenn man alles zusammenfasst, ist es besser jetzt ein E-Bike zu kaufen. Die Unsicherheiten im Jahr 2022 sind wesentlich größer,“ empfiehlt Thomas Linn. „Wir haben viel Ware da, nächste Saison wird es teurer und die Lieferverzögerungen größer.“